18.1.2007
Die guten Nachrichten zuerst: Ich habe das Jahreslogo fertig. Das sieht
man da nun, wie in den anderen Jahren zuvor, immer über ausgewählten
Bildern. So habe ich dann als diesjähriges Startfoto ein Bild von
der Ausstellung Body in The Blue in Breda gewählt, da es fein mit
meiner diesjärigen
M Spiel Initiative korrespondiert. Los
gehts.
Nun zu den schlechten Nachrichten. Ich habe jetzt 8 Tage lang da mit mir
gehadert, wie ich mich in der Sache verhalten soll, aber ich kann es hier
nicht übergehen, weil ich dann immer schlechter gelaunt in der Gegend
herumlaufen würde. Es ist einfach unglaublich, wie in dieser Stadt mit
Künstlern umgegangen wird. Doch wo fange ich an, um diese erneute üble
Geschichte,
in der einer Menge Künstlern mal wieder schnöde eins auf den Deckel gegeben
worden ist, zu beleuchten? Wer will, kann die ganzen Ereignisse seit August
2006 ab Seite 60 nachlesen. Damals
schloß das Lokal Schlonz seine
Pforten. Nach jahrelangem Gerangel soll dieses Gebäude abgerissen werden,
um einem Bürgersaal
zu weichen und um das nahe Museum K 20 zu erweitern. Das war sehr traurig,
da ich doch eine ganze Zeit meines Lebens dort verbracht habe und dort
im Laufe der Jahre immer wieder alle möglichen Kunstaktionen, Konzerte
und
Ausstellungen
inszeniert hatte. Auch am letzten Tag gab ich dort noch ein Konzert (wmv ca.
8mb). Nun sollte wenige Tage nach der Schließung dieses Lokales völlig
unabhängig von dieser Geschichte eine große mehrtägige Openair Ausstellung
im Ehrenhof,
der genau wie das Schlonz auf der sogenannten Kunstachse in Düsseldorf
liegt , stattfinden. Über hundert Künstler, davon die Hälfte aus Holland,
waren von der kurzfristigen Absage dieser lange vorbereiteten, weitgehend
selbst finanzierten, hochkarätigen Ausstellung mit täglichen Livedarbietungen
und 55 (fünfundfünfzig) Kurzfilmen betroffen. Das ganze geschah dann auch
noch während der im letzten Jahr erstmalig in Düsseldorf stattgefundenen
Quadriennale, die Düsseldorf im Jahr 2006 zur Kunststatt machen sollte.
Wie man das ab Seite
61 nachlesen
kann, habe ich mich darüber seinerzeit echt geärgert und wochenlang auf
meiner Webseite darüber geschimpft. Als Höhepunkt fand dann
mein Ärger seine Beute in einem Fahradunfall, bei dem ich im Dunkeln eine
Kette zwischen zwei Pöllern übersah und mich übel verletzte.
Nach diesem Unfall beschloß ich mich mit meinem Ärger auf meiner Webseite
zurückzuhalten, da ich schon häufig in meinem Leben die unangenehme Erfahrung
gemacht habe, daß ich mich schnell übel verletze, wenn ich mich zu sehr
ärgere. Wahrscheinlich wird meine Konzentration durch den Ärger gestört,
wenn ich zu sehr damit beschäftigt bin. In den Monaten danach holten wir
die abgesagte Ausstellung im Ehrenhof in Holland und Deutschland an verschieden
Orten nach. Es hat letztendlich vier Monate Arbeit gekostet, um die Ausstellung
zu verlagern. Und es war nicht möglich die Ausstellung wie geplant unter
freiem Himmel zu realisieren. Unsere zentrale Openair Ausstellung wurde
also in die verschiedensten Lokalitäten verlegt. Und das war ein Kraftakt.
Hier nocheinmal der Link zu meiner Body
in the Blue Seite, auf der bereits
drei Kurzfilme von Events aus der Reihe zu sehen sind. Ein weiterer ist
immer noch in Arbeit. Und nun passiert der nächste Klopps. So hatte dann
seinerzeit ein weiterer Künstler die künstlerische Zwischennutzung des
fast leerstehenden Gebäudes übernommen, in dem sich vorher das Schlonz
befunden hatte. Tim Eiag. Anfangs
hatte er das Schlonz, dann das ganze Gebäude mit bunten Bändern verpackt
und dabei für das Gebäude den Begriff
Netzhaus geprägt. Im Dezember hatte er mit mittlerweile fast 40
anderen Künstlern aus dem Haus den größten Adventskalender der
Stadt aus illuminierten Künstlerfenstern gezaubert. Auch ich habe mich
gefreut an diesem Projekt
mitarbeiten zu können. So hatte ich dann praktisch über den Jahreswechsel
hinweg eine Soloausstellung, da ein anderer Lichtkünstler ausgefallen war.
Doch mit der geplanten Sylvesterparty fing dann das Theater wieder an.
Die Sylvesterparty mit meiner Lichtinstallation fiel aus. (sh. Seite
63) Nun sollte der Höhepunkt der künstlerischen Begleitung des städtischen
Bauprojektes durch Tim Eiag in einem Rundgang durch das ganze Gebäude mit
gestalteten Zimmern im Februar stattfinden. Dieser Rundgang ist schon lange
auf dem Kulturserver
NRW angekündigt gewesen. (siehe dort Termine dann
Düsseldorf, dann Februar 2007). Nun war eben für letzte Woche Mittwoch,
also vor 8 Tagen, der Rückbau des Adventskalenders und natürlich meiner
Lichtinstallation
angesetzt worden. Ungelogen:
Ich hatte grade den ersten Stecker aus meiner Lichtinstallation herausgezogen,
da kommt ein untersetzter Mann mit Anzug, Aktentasche und weiblicher Begleitung
in das frühere Lokal stolziert, verkündet, daß ihm jetzt das Haus gehöre,
es morgen abgerissen werde und man doch die Schlüssel jetzt haben wolle.
Seit dem ersten Januar ist das Gebäude im Besitz einer "städtischen" Baufirma
und mittlerweile mußte Tim seine Schlüssel übergeben und hat dafür eine
wirklich schnöde e-mail erhalten.
Das muß man sich jetzt mal vor Augen führen. Der Tim hat 6 Monate lang,
26 Wochen, mehr als 180 Tage also, selbst finanziert und mit richtig viel
Einsatz ein erheblich beachtetes Kunstprojekt realisiert, wo ohne diese
Arbeit nichts als ein total leeres Haus gewesen wäre und kurz vor dem Höhepunkt
dieser super Arbeit
wird ihm der Schlüssel wegenommen.
Merken diese Leute nicht, was Sie mit solchen Aktionen anrichten? Im Jahr
2006, indem sich Düsseldorf als Kunststadt präsentieren wollte, werden
über 100 engagierte Künstler aus Deutschland und Holland vor den Kopf gestoßen.
Und kaum hat das Jahr 2007 begonnen, werden gleich nochmal gut 40 Künstler
herausgeworfen. Und schon wieder auf der Kunstachse. Ich spreche hier von
international agierenden Künstlern. Manche weltweit. Jeder ein Multiplikator.
Manch einer ein Super Multiplikator.
Ist diesen Menschen nicht klar, was für einen Imageschaden Sie unserem
Dörfchen am Rhein zufügen? Und haben diese Leute keine Vorstellung davon,
welchen Schaden diese Künstler davontragen? Man weiß ja dann gar nicht
mehr, was man machen soll, wenn einem jede Arbeit zunichte gemacht wird.
Da arbeiten die meisten Künstler ja schon für fast gar kein Geld und was
sollen die denn dann machen, wenn sie dann obendrein noch behandelt werden
wie Schlachtvieh? Viele werden einfach völlig deprimiert und verängstigt.
Und haben diese Leute nicht begriffen, daß sie mit solchen völlig
unsensiblen Taten die Ressourcen dieser Stadt der Kreativen nachhaltig
vernichten? Düsseldorf
hat sehr viele Künstler, aber solche Geschichten sind doch zum weglaufen.
Und wenn die Künstler hier weglaufen, dann wird auf die Dauer auch
das Geld hier verschwinden.
Ich muß das hier beim Namen nennen, bevor es noch schlimmer wird. Wir
leben zum Glück in einer Demokratie und Angesichts solcher Vorkommnisse,
die nicht nur eine 3 stellige Zahl von Künstlern frustrieren, demütigen,
verunsichern und letztendlich vergrätzen, sondern auch noch glasklar nachhaltig
das Image dieser Stadt schädigen, bleibt nur eine Konsequenz. Da müssen
Leute abgewählt werden.
Abwählen.
Willkommen im neuen Jahr